Wie das Gold von den Sternen auf die Erde kam
Juni 2020 | Entstehung von Gold in Sternen
Wie das Gold von den Sternen auf die Erde kam
Das Gold kommt von den Sternen. Nein, liebe Leser – dies ist keine Esoterik-Ausgabe meines Gold-Blogs. Der Ursprung des irdischen Goldes ist heute wissenschaftlich belegt. Und es ist nicht auf unserem Planeten entstanden. Tatsächlich wurde alles Gold im gesamten Universum von extrem heißen Sternen ausgebrütet. Gleiches gilt für andere Edelmetalle wie Silber oder Platin. Unsere eigene Sonne ist übrigens nicht heiß genug, um selbst Edelmetalle zu produzieren. Woher stammt dann das Gold in unserem Sonnensystem?
Heute wissen wir, dass Gold, Silber und andere Elemente von außen in das noch junge Sonnensystem hineingetragen wurden. Sie wirbelten buchstäblich in Form von Wolken aus Sternenstaub durchs All. Vor einigen Milliarden Jahren muss in unserer kosmischen Nachbarschaft eine massereiche Sonne als Supernova explodiert sein. Das freigewordene Material vermischte sich mit den Gaswolken aus denen unsere Sonne und ihre Planeten entstanden. So kam die Erde zu ihren schweren Elementen und Edelmetallen.
Wenn Sterne Gold machen – ein explosiver Prozess
Um Gold zu erzeugen, müssen Sterne explodieren. Während ihrer gesamten Lebenszeit werden auch die hellsten Sterne nur heiß genug, um Eisen zu erbrüten. Andere schwere Elemente entstehen erst, wenn ein massereicher Stern seine Existenz als Supernova beendet. In dieser spektakulären Sternexplosion werden die äußeren Gashüllen des Sterns mit ungeheurer Wucht ins All geschleudert. Doch selbst dieser gewaltige Energieausbruch reicht noch nicht aus, um Gold zu erbrüten.
Nach der Supernova bleibt nur der Eisenkern der Sonne als Sternleiche zurück. Ist dieser Kern schwer genug, wird er unter dem Druck seines eigenen Gewichts zu einem Schwarzen Loch kollabieren. Doch er kann auch als Neutronenstern enden – quasi die letzte Haltestelle vor der Singularität. Neutronensterne rotieren enorm schnell und erzeugen ein mächtiges Magnetfeld. Wenn eine solche Sternleiche nun mit einem zweiten Neutronenstern kollidiert, kommt es erneut zur Explosion.
Diese sogenannte Kilonova zerlegt die Eisenkerne mit einer derartigen Energie, dass schwere Elemente inklusive Gold entstehen und ins All geschleudert werden. Und zwar in unfassbaren Mengen. Am 17. August 2017 wurde eine Neutronenstern-Kollision erstmals beobachtet. Bei diesem Ereignis soll eine geschätzte Goldmenge von rund 200 Erdmassen entstanden sein. Also 200 Erden in Originalgröße aus massivem Gold.
Natürlich ist das Gold zunächst alles andere als massiv. Es entsteht in den Staubwolken, die nach der Kilonova-Explosion über tausende von Lichtjahren verteilt werden. In diesen Wolken spielen sich radioaktive Zerfallsprozesse ab, in deren Verlauf sich Gold, Silber, Platin und andere Elemente herausbilden. Mit der Zeit kühlen die Wolken aus Sternenstaub ab und ballen sich zu immer größeren Gebilden zusammen. Aus ihrer Masse entstehen neue Sonnen und Planeten. Weitere Mengen an Edelmetallen dürften im Laufe der Zeit durch Asteroideneinschläge hinzugekommen sein. Heute ist das Gold tief in der Erde verborgen. In den Regionen, wo es abgebaut wird, zieht sich das Edelmetall in einem Netzwerk aus Goldadern durchs Gestein. Die geringen Mengen Gold, die in manchen Flüssen zu finden sind, wurden im Laufe der Zeitalter durch Erosionsprozesse freigesetzt.
Doppelsternsysteme sind sehr häufig, weshalb es gar nicht so selten zu Kollisionen von Neutronensternen kommt. Glücklicherweise befinden wir uns weit genug weg von allen Regionen, in denen Kilo- oder Supernovae zu befürchten sind. Denn würde heute eine solche Druckwelle aus Strahlung und Sternenstaub durch unser Sonnensystem rasen, wäre es wohl vorbei mit dem Leben auf der Erde. Wie es aussieht, müssen wir vorerst mit dem Gold und Silber auskommen, das bereits auf der Erde und anderen Himmelskörpern vorhanden ist.