Februar 2020
Wenn der Goldpreis steigt – Krisenwährung Gold
Seit Jahresbeginn 2020 erleben wir einen enormen Anstieg der Goldpreise, während politische Krisen in vielen Teilen der Welt gären. Gold steht im Ruf, eine Krisenwährung zu sein, die ihren Wert auch in schweren Zeiten behält.
An den Weihnachtstagen 2019 deutete sich bereits eine starke Aufwärtstendenz an. Seit dem ersten Januar ist der Goldpreis dann rasant von rund 1.350 Euro auf über 1.400 Euro (Ende Januar 2020) geklettert. Das unsichere politische Klima, das heute in vielen Teilen der Welt herrscht, trägt seinen Teil dazu bei. Zuletzt waren vor allem der schwelende Wirtschaftskrieg zwischen US-Präsident Trump und China sowie der drohende Konflikt zwischen USA und Iran verantwortlich für große Nervosität an den Märkten. Diese wiederum befeuert das Interesse an Gold als Gegengewicht zu Währungsschwankungen.
Schon seit einigen Jahren haben die Notenbanken von Ländern, die sich mit den USA im Clinch befinden, ihre Goldreserven ausgebaut. Russland und China haben sich dabei besonders hervorgetan. Seit dem Ende des Bretton-Woods-Systems (mehr dazu später) haben Notenbanken nicht mehr so viel Gold eingekauft.
Die aktuelle Entwicklung des Goldkurses an den Weltbörsen und in verschiedenen Währungen können Sie im Web auf Finanzportalen wie finanzen.net verfolgen.
Liebe Leser, ich bin kein Börsenanalyst. In diesem Blog soll es nicht um Anlagestrategien und Aktiengeschäfte gehen. Viel lieber möchte ich dem Ruf des Goldes als Krisenwährung auf den Grund gehen.
Gold und Silber im Laufe der Jahrhunderte
Sowohl Gold als auch Silber wurden im Laufe der Geschichte als reguläres Zahlungsmittel eingesetzt. Beide Metalle wurden bereits in der Antike zu Münzen gepresst – wobei sich feste Standards für Münzgeld erst in der jüngeren Menschheitsgeschichte durchsetzten. Dabei kam es stets zu Schwankungen in der Bewertung dieser Edelmetalle, abhängig von der jeweiligen Verfügbarkeit. Da vor der Industrialisierung zumeist nur oberflächliche Vorkommen abgebaut wurden, erschöpften sich Gold- oder Silberminen oft nach einigen Jahrzehnten. Rund drei Viertel der heute verfügbaren Goldmenge wurden erst seit Anfang des 20. Jahrhunderts gefördert.
Mit der Amerikanischen Unabhängigkeit Ende des 18. Jahrhunderts wurde der neue US-Dollar zu einer wichtigen Währung im Welthandel. Damals begann auch die enge Verbindung zwischen Dollar und Gold. Bis heute werden Edelmetallpreise im Börsenhandel primär in US-Dollar angegeben. Zur Deckung des Dollars durch die wichtigsten Edelmetalle wurde der Goldpreis im Jahr 1792 auf 19,39 Dollar und der Silberpreis auf 1,29 Dollar fixiert. Damit war Gold ca. 15-mal so viel wert wie Silber.
Doch da die Fördermengen von Gold und Silber sich häufig änderten, ließen diese Standards sich nicht halten. Eine steigende Verfügbarkeit von Silber führte dazu, dass Silber gegenüber dem Gold zu hoch bewertet wurde und bald nur noch Silbermünzen geprägt wurden. Erst neue Goldminen in den USA sowie Goldfunde in den neuen Britischen Kolonien Südafrika und Australien beendeten den Siegeszug der Silbermünze. Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts neu eingeführte Goldmünzen wie die berühmte Krügerrand dürfen teils heute noch als Zahlungsmittel genutzt werden.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts besaßen nur China und Indien noch Silberwährungen. Alle anderen Nationen setzten bereits auf moderne Währungssysteme. Zu der Zeit sank der Silberpreis massiv. Der Versuch der USA, durch massive Käufe des Edelmetalls gegenzusteuern, führte zur Deflation der chinesischen und indischen Silberwährungen und letztendlich zu deren Aufgabe. Dafür besaßen die USA nun mehr als 125.000 Tonnen Silber. Bis in die 60er-Jahre hinein wurde gut die Hälfte dieser Reserven nach und nach verkauft, was den Silberpreis lange stabil hielt. Als dann auch andere silberreiche Länder wie Indien ihre Reserven auf den Markt brachten, war der Preis von 1,29 Dollar nicht mehr zu halten. Erst als mit dem Fall des Bretton-Woods-System die Goldpreise zu steigen begannen, stieg auch Silber – quasi als Nebeneffekt – wieder im Wert.
Aufstieg und Fall des Bretton-Woods-Systems
Noch während des Zweiten Weltkriegs arbeiteten die alliierten Nationen unter Federführung der USA an einer neuen Weltwirtschaftsordnung für die Zeit nach dem Krieg. 1945 waren die Vereinigten Staaten endgültig zur Weltmacht aufgestiegen, während frühere Großmächte wie das Britische Empire durch die Kosten des langen Krieges vor dem Bankrott standen. Fast alle Staaten schuldeten den USA beträchtliche Summen. Zu diesem Zeitpunkt wurden mehr als zwei Drittel der weltweiten Goldreserven in den USA gelagert. Nicht wenige Nationen hatten hier ihre Reserven in Sicherheit gebracht.
Das Bretton-Woods-System sollte in erster Linie eine europäische Wirtschaftskrise wie nach dem Ersten Weltkrieg verhindern, Wechselkurse stabilisieren und einen möglichst freien und reibungslosen Handel garantieren. Seinen Namen bekam dieses System übrigens von dem Ort, an dem es ausgehandelt wurde – einem Vorort im US-Staat New Hampshire.
Mit dem Bretton-Woods-Abkommen wurde der US-Dollar zur zentralen Währung, mit einem festen Wechselverhältnis zu allen anderen Währungen. Gleichzeitig wurde das Tauschverhältnis zwischen Dollar und Gold auf 35,00 US-Dollar pro Unze Feingold (31,104 Gramm 999er Gold) festgelegt. Die Federal Reserve Bank verpflichtete sich, Gold in unbegrenzten Mengen zu diesem Wechselkurs zu handeln. Dies war auch die Geburtsstunde des Internationalen Währungsfonds (IWF), welcher ursprünglich zur Überwachung des neuen Systems gegründet wurde.
Die neue Wirtschaftsordnung führte in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg zur Stabilisierung und schließlich zu erneutem Wachstum der europäischen Wirtschaft und des internationalen Handels. Doch das Wachstum des Welthandels war letztendlich auch der Sargnagel des Bretton-Woods-Systems. Denn die Goldreserven konnten mit der theoretisch benötigten Umtauschmenge nicht mehr mithalten. Schon Mitte der 1960er-Jahre hätten die USA nicht mehr alle Umtauschforderungen anderer Staaten bedienen können. 1971 kam es dann zum „Nixon-Schock“, als der damalige US-Präsident Richard Nixon die Bindung des US-Dollars an den Goldpreis aufhob.
In den Jahren nach dem Kollaps des Bretton-Woods-Systems bildeten sich mehrere verschiedene neue Wechselkursregime. In Europa entstand zum Beispiel der Europäische Wechselkursverbund, welcher schließlich 1978 in das Europäische Währungssystem (EWS) überging. Bis heute hält sich seitdem ein Weltwährungssystem aus einer Mischung von festen und flexiblen Wechselkursen. Für den Goldpreis, der nun den tatsächlichen Wert des Edelmetalls abbildete, begannen die Höhenflüge, die schließlich zu den Hochständen der heutigen Zeit geführt haben.
Warum ist der Wert des Goldes so stabil?
Gold ist eine feste Größe, die sich nicht künstlich vermehren lässt. Jedes Jahr wird nur eine geringe Menge an Gold gefördert. Die Menge an Papiergeld nimmt deutlich schneller zu. Allein diese Tatsache trägt schon massiv dazu bei, dass Gold beständiger im Wert ist, als moderne Papierwährungen.
Gold kann überall auf der Welt in andere Währungen umgetauscht werden. Und die Wertsteigerung des Goldes ist in manchen Währungen – zum Beispiel der türkischen Lira – noch deutlich höher ausgefallen, als in Dollar oder Euro. Zudem kann Gold in Form von Münzen oder Barren leicht transportiert und gelagert werden.
Gold ist eine hervorragende Wertanlage, doch besteht auch aus anderen Gründen eine stabile Nachfrage nach dem gelben Edelmetall. Im industriellen Bereich wird es zur Fertigung mikrofeiner Drähte, in der Chip-Herstellung oder zur Vergoldung von Steckverbindungen eingesetzt. Die Visiere von Astronautenhelmen sind mit einer feinen Goldschicht überzogen, um Schutz vor der massiven Sonnenstrahlung im All zu bieten. Zwar wird jedes Jahr nur wenig Gold industriell verarbeitet, doch bleibt der Bedarf ungebrochen.
Deutlich mehr Gold wird zu Schmuck, Anlagemünzen oder Gehäusen für Luxusuhren verarbeitet. In vielen Ländern kommt dem Gold zudem eine hohe kulturelle Bedeutung zu. Indien tut sich hier besonders hervor – gut ein Zehntel des weltweit verfügbaren Goldes befindet sich in Form von Goldschmuck in indischem Privatbesitz. Zu indischen Hochzeiten werden traditionell Goldgeschenke gemacht. Das gesellschaftliche Ansehen ist eng mit dem Besitz von Gold verbunden.
Wie bereits erwähnt, setzen Notenbanken wieder verstärkt auf die Absicherung lokaler Währungen durch das Aufstocken ihrer Goldreserven. Nehmen wir all diese Fakten zusammen, können wir davon ausgehen, dass Gold auch in den kommenden Jahrzehnten eine solide Wertanlage bleiben wird.
Gold ist nicht immun gegen Krisen
Tatsächlich ist Gold nicht immun gegen Wertverluste in Krisenzeiten. Der Goldpreis ist schließlich nicht vom Weltmarkt abgekoppelt, sondern den gleichen Mechanismen unterworfen wie alle anderen Rohstoffe auch. Die verhältnismäßig geringe Menge an verfügbarem Gold sowie die beständige Nachfrage aus Industrie und Schmuckhandwerk halten das gelbe Edelmetall jedoch recht stabil auf einem hohen Niveau. Zudem ist der Goldpreis seit den 1970er-Jahren insgesamt zuverlässig gestiegen. Entsprechend beliebt sind langfristige Investitionen in Gold.
Doch was, wenn es zu einer weltweiten Krise kommt, die alle Märkte auf Talfahrt schickt? So ging der Goldpreis nach dem Schwarzen Freitag 1929 für eine Weile zurück, um dann als einer der ersten Werte der damaligen Zeit wieder massiv zu steigen. Mit dem Einsetzen der Finanzkrise 2008 stürzte der Goldpreis ebenfalls ab.
Gerade größere Investoren verkaufen in Krisenzeiten Goldreserven, um Verluste auszugleichen, die sie mit anderen Aktien gemacht haben. Im Zuge dieser Verkaufswellen fallen die Goldkurse.
Es ist also vor allem die Angst vor der Krise, welche den Goldpreis treibt. Sobald der Ernstfall tatsächlich eintritt und die Märkte auf Talfahrt gehen, bieten auch Gold-Investments keinen hundertprozentigen Schutz mehr.
Allerdings kann man sich beim Gold darauf verlassen, dass sein Wert wieder zulegen wird und seine Beliebtheit niemals nachlässt. Das liegt zum Einen an seiner Seltenheit und zum Anderen an der kulturellen Bedeutung des Goldes in vielen bevölkerungsreichen Ländern. Edelmetalle lassen sich als physische Wertanlagen zudem weitaus besser lagern und aufbewahren als beispielsweise Schweinebäuche, Organgensaftkonzentrat oder andere sogenannte Commodities am Rohstoffmarkt. Die Insolvenz von Unternehmen führt dagegen oft dazu, dass komplette Marken für immer von der Bildfläche verschwinden und Gläubiger ihr Geld nie wieder sehen.
Profitable Zeiten für Goldbesitzer
Für alle, die ihre Barreserven durch den Verkauf von Gold aufstocken wollen, ist jetzt eine ideale Zeit angebrochen. Solange Donald Trump US-Präsident ist und eine weiterhin unberechenbare Außenpolitik betreibt, während gleichzeitig verschiedene Konflikte in der Welt brodeln, dürfte sich die allgemeine Krisenstimmung halten. Mit Schwankungen an der Börse muss immer gerechnet werden. Doch die Vergangenheit hat gezeigt, dass Gold sich nach Schwächephasen stets gefangen hat und wieder im Wert stieg. Dass die Rekordzahlen von bis zu 1.900 US-Dollar pro Feinunze Gold wieder in Reichweite geraten, wird jedoch vorerst von keinem Analysten erwartet.
Bitte beachten Sie, dass ich für externe Informationen auf dieser Seite keine Gewähr übernehme. Wenn Sie selbst Gold besitzen, kann ich Sie jedoch in meinem Geschäft beraten und Ihnen genau sagen, wie viel Ihr Edelmetall aktuell wert ist.