Februar 2021
Gold in der Kunst
Das leuchtende Gold galt schon in der Antike als eines der kostbarsten Materialien und dank seiner strahlenden Farbkraft hat das Gold auch viel Beachtung in der Kunst erfahren. Gerade in der mittelalterlichen Malerei sowie in der religiösen Ikonenmalerei fand Gold reichhaltige Verwendung.
Voriges Jahr habe ich in diesem Blog bereits über die Goldschmiedekunst berichtet – das Kunsthandwerk mit dem Material Gold. Damals ging es vor allem um die Schmuckherstellung. An dieser Stelle möchte ich nun etwas dazu erzählen, wie Gold als Farbe und Material in der Kunst benutzt wurde, im Laufe der Zeit „in Ungnade“ fiel und nun in der Moderne von vielen Künstlern neu entdeckt wird. Gerade an der Verwendung von Gold in der Malerei lassen sich hervorragend auch die kulturellen Einflüsse des Edelmetalls ablesen.
Gold in der Kunst der Antike und des Mittelalters
Schon frühe Kulturen glaubten im Gold das Göttliche zu erblicken. Ein gutes Beispiel sind die alten Ägypter, denen die Sonne heilig war. Das goldene Leuchten des Edelmetalls ließ es wirken, als wäre es aus der Sonne „geboren“. Dementsprechend war es vor allem dem Hochadel vorbehalten, welcher sich als Nachkommenschaft des Sonnengottes Re begriff. So wurden die Pharaonen mit reichhaltigen Totengaben aus Gold und Goldschmuck in ihren Grabstätten zur Ruhe gebettet. Innenräume der Pyramiden wurden mit Mustern aus Blattgold verziert.
In der Kunst des Mittelalters wurde Gold sehr oft benutzt, um den Hintergrund bildlicher Darstellungen auszufüllen. Angefangen mit byzantinischen Mosaiken um 400 n. Chr. entstand eine Technik, die wir heute als Goldgrund bezeichnen. Die gesamte Malfläche wurde dabei zunächst mit Blattgold ausgefüllt. Auf diesem Hintergrund wurden Personen, Tiere oder Objekte gemalt, wobei die Abbildungen meist einen symbolhaften Charakter aufwiesen. Das hoch reflektierende Gold leuchtet im Gegensatz zu Malfarben praktisch von selbst – fällt die Sonne darauf, entwickelt es einen strahlenden Glanz. Die gängige Deutung des mittelalterlichen Goldgrundes legt daher nahe, dass hier das göttliche Licht symbolisiert wurde.
Eine realistische Darstellung von Hintergründen ist auf Goldgrund kaum möglich – sie war in der symbolhaften Ästhetik des frühen Mittelalters auch nicht nötig. Doch Kunst entwickelt sich stetig weiter. Mit Beginn der Renaissance wuchs der Wunsch nach realistischeren Darstellungen, natürlicheren und tieferen Perspektiven. Angeblich riet der italienische Universalgelehrte Leon Battista Alberti schon im 15. Jahrhundert zeitgenössischen Malern, Gold nicht zu benutzen, sondern lieber durch Einsatz ähnlicher Farben künstlerisch darzustellen. Vermutlich störte ihn der zur Schau gestellte Luxus des Goldes, welcher die eigentliche künstlerische Leistung in den Schatten stellte. Spätestens im 16. Jahrhundert war die Ölmalerei dann so weit fortgeschritten, dass sich äußerst realistische Bildnisse schaffen ließen. Das Gold als Material verschwand aus der Kunst. Es wurde nunmehr durch ähnliche Farben gegenständlich dargestellt.
Nur in der orthodox-christlichen Welt des Ostens hat sich der Goldgrund in der Ikonenmalerei bis heute unverändert gehalten. Ikonen sind Heiligenbilder, die vor allem in der orthodoxen Kirche verbreitet sind. Die Ikonenmalerei hat ihren Ursprung im antiken Byzanz, wurde nach dessen Untergang jedoch von anderen Kulturen übernommen.
In der westlichen Kunst dagegen nahm die Ablehnung des Goldes aus ideologischen Gründen zu. So hängt es womöglich auch mit sozialistischen Idealen und der zunehmenden Emanzipation der einfachen Bevölkerung (vor allem der Arbeiterschaft) ab dem 19. Jahrhundert zusammen, dass das prunkende Gold als Ausdruck des Herrschaftsanspruchs einer reichen Oberschicht verpönt wurde. Zwar taucht goldene Farbe in Gemälden des 19. Jahrhunderts auf – Blattgold dagegen praktisch nie.
Goldfarbe ist eine Metallfarbe mit goldenem Glanz. In den Pigmenten, aus denen Goldfarbe hergestellt wird, ist jedoch nicht immer Gold enthalten. Zwar lässt sich die Farbe mit zerstoßenem Blattgold herstellen (Muschelgold), doch weitaus häufiger sind Pigmente aus Messing oder Bronzepulver.
Gold in der Kunst der Neuzeit
Beginnend mit dem frühen 20. Jahrhundert legten Künstler die Hemmungen im Umgang mit Gold nach und nach ab. Neben Blattgold und Goldfarbe werden mittlerweile auch zahlreiche Goldimitate genutzt. Ein Beispiel ist das Schlagmetall, welches aus hauchdünn gehämmerten Legierungen aus Kupfer-Zink-Mischungen oder Aluminium besteht. Das Material lässt sich falten, zerknüllen oder zur Vergoldung größerer Oberflächen benutzen. Im Gegensatz zu echtem Gold müssen derartige Imitate jedoch zusätzlich lackiert werden, um sie vor Korrosion und Oxidation zu schützen.
Der österreichische Maler Gustav Klimt schuf in seiner „goldenen Phase“ zahlreiche Kunstwerke mit Blattgold und Goldfarbe. Sein berühmtestes Werk – gleichzeitig eines der bedeutendsten Jugendstil-Gemälde – ist „Der Kuss“. Das zwischen 1908 und 1909 geschaffene Kunstwerk zeigt ein umschlungenes Liebespaar in goldenen Gewändern vor einem goldenen Hintergrund.
Moderne Künstler unserer Zeit verwenden Gold teils auf überraschend traditionelle Weise, um neue Kunstwerke zu erschaffen. Der Brite Peter Murphy zitiert beispielsweise die Ikonenmalerei, indem er popkulturelle Persönlichkeiten wie Kurt Cobain, Jimi Hendrix oder John Lennon vor Goldgrund oder mit einem goldenen Halo abbildet.
Kunst ist grundsätzlich wertvoll – sie kann aber auch sehr teuer sein. Der monetäre Wert eines Kunstwerks ist dabei auch eine Frage des vorherrschenden Geschmacks. Viele heute berühmte Maler früherer Jahrhunderte hingen zu Lebzeiten von reichen Gönnern ab. Es ist davon auszugehen, dass diese meist Gemälde und Portraits gewünscht haben, welche der gesellschaftlich akzeptierten Ästhetik entsprachen.
Nur weil der Einsatz von Gold in der Kunst als vulgär verteufelt wurde, ist das Gold in der westlichen Malerei so rar geworden. In Asien jedoch blickt man ganz anders auf das Edelmetall. Gold ist in China in erster Linie ein Symbol für Reichtum und Erfolg. In Indien ist Gold ein praktisch unverzichtbares Geschenk auf jeder Hochzeit. Und da auch die asiatischen Märkte wie China oder Indien immer größer und wichtiger werden, steigt auch ihr Einfluss auf den Markt für Kunst. In China und Indien ist es auch nicht verpönt, seinen Reichtum öffentlich zur Schau zu stellen.
So wird es für Maler in aller Welt auch aus kommerzieller Sicht wieder interessanter, mit Gold zu arbeiten. Die Kaufkraft asiatischer Kunstsammler könnte also dazu führen, dass wir in Zukunft wieder mehr Gold in der Kunst erleben dürfen.