Geschichte der Siegelringe – vom Machtsymbol zum Status-Schmuck
November 2023
Geschichte der Siegelringe – vom Machtsymbol zum Status-Schmuck
Siegelringe zieren die Hände mächtiger Menschen seit tausenden von Jahren. Doch Zierde oder das Zurschaustellen von Reichtum war nicht der eigentliche Zweck dieser Ringe. Siegelringe waren Symbole der Macht, weil sie die Identität ihres Trägers bewiesen und nur hohen Würdenträgern zustanden. Wir alle kennen Filmszenen, in denen mächtige Fürsten mit feierlicher Miene ihren Siegelring in heißes Wachs tauchen und bedeutsame Verträge „besiegeln“. Das antike Siegel ist der Vorläufer des Wappens und manch historischer Siegelring trägt Stolz und Last ganzer Nationen oder Weltreligionen auf seinen Ringschultern. Gewiss sind Siegelringe mit dafür verantwortlich, dass das Tragen von Schmuck zusehends zu einem Ausdruck von Status, Reichtum und Identifikation wurde.
Siegelringe zu Beginn der menschlichen Zivilisation
Siegelringe wurden bereits vor über 4.000 Jahren erstmals getragen, um Rang und Identität ihres Besitzers auszuweisen. Wie so oft, waren es auch diesmal die alten Ägypter, in deren Kultur Pharaonen und andere Würdenträger Ringe erhielten, die nicht nur zur Zierde getragen wurden. Der Siegelring ist womöglich das erste Schmuckstück der Menschheitsgeschichte mit spezifischer Bedeutung und Funktion.
Das Siegel ist eine frühe Form des Wappens oder Logos. Ein Siegelring trägt das Symbol auf seiner breiten Ringkrone – entweder ins Edelmetall eingraviert, aus einer Form gegossen oder aus einem Schmuckstein herausgearbeitet. In dieser Form lässt sich der Ringkopf beispielsweise in flüssiges Wachs drücken, um das Symbol dauerhaft einzuprägen. Das erkaltende Wachs kann genutzt werden, um wichtige Dokumente zu verschließen – zu „versiegeln“. Der Absender ist somit klar zu erkennen und ein ungebrochenes Siegel zeigt, dass niemand Unbefugtes das Schriftstück gelesen hat. Das Symbol auf dem Siegelring ist immer spiegelverkehrt ausgeführt, um den Siegelabdruck lesbar zu machen.
Im antiken Ägypten wurden bereits Lagensteine wie der Achat bearbeitet, aus denen sich plastische Formen schnitzen lassen. Vermutlich wurden die ersten Siegelringe bereits zum Erzeugen von Wachsabdrücken und zum Vorzeigen als Ausweis benutzt. Aus Grabfunden wissen wir, dass Siegelringe schon damals fester Bestandteil der Identität ihrer Träger waren, denn sie wurden zusammen mit diesen bestattet.
Dass Ringe und nicht etwa andere Schmuckstücke für das Siegel genutzt wurden, liegt nahe. An der Hand ist das Symbol leicht zu tragen und bei Bedarf jederzeit einsetzbar. Ein auffälliger Siegelring am Finger ist jederzeit deutlich zu sehen. In manchen Kulturen entstand im Laufe der Zeit der Brauch, den Siegelring eines Fürsten als Zeichen der Ehrerbietung oder Unterwerfung zu küssen. Der galante Handkuss als Respektsbekundung hängt womöglich eng mit diesem Brauch zusammen.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass keineswegs alle Siegel mit Ringen erzeugt wurden. In vielen Fällen – zum Beispiel bei der massenhaften Kennzeichnung von tönernen Weinamphoren für den Handel – dürften einfache Stempel benutzt worden sein. Doch während diese ersten Handelsmarken sicher in mehrfacher Ausführung vorlagen, war ein Siegelring, welcher die Identität einer wichtigen Person bestätigte, stets ein Unikat. Es ist auch durchaus möglich, dass Siegelringe vor allem dann zum Stempeln benutzt wurden, wenn wichtige Verträge im Beisein von Zeugen zu besiegeln waren.
Die Kombination aus Schmuck und Machtsymbol überzeugte schnell auch andere Kulturen und wurde von Etruskern, Griechen und Römern aufgegriffen. In den rund 500 Jahren vor Christi Geburt explodierte die Vielfalt der Symbole auf Siegelringen geradezu. Neben Tierfiguren wurden zusehends auch Menschen auf dem Ringkopf abgebildet – zum Beispiel das Porträt des jeweiligen römischen Kaisers. Aber auch ganze Alltags- oder Schlachtenszenen wurden mit teils beeindruckender Kunstfertigkeit aus Edelmetall oder weichen Schmucksteinen geformt. Es ist gut möglich, dass viele Siegelringe aus dieser Zeit bereits nur noch als Schmuck und Statussymbol dienten.
Dem römischen Reich ist jedenfalls die Verbreitung der Siegelringe nach Osten, Norden und Westen zu verdanken. In allen Ecken des Reiches trugen wichtige Beamte ihr Amtszeichen am Finger. Dieser Brauch wurde von den ins römische Imperium integrierten Völkern übernommen und auch nach dessen Niedergang in mittelalterlichen Zeiten beibehalten.
Siegelringe vom Mittelalter bis in unsere Zeit
Im europäischen Mittelalter wurden Siegelringe von hohen weltlichen und geistlichen Würdenträgern sowie von reichen Kaufleuten getragen. Es gab sogar extra weite Siegelringe, die über Handschuhen getragen werden konnten. Womöglich stammt daher der mittelalterliche Brauch, dass Siegelringe oft auf den Daumen gesetzt wurden. Vielleicht waren sie manchmal einfach zu breit für die anderen Finger.
Siegelringe wurden weiterhin benutzt, um die Echtheit von Briefen und anderen Dokumenten zu beglaubigen und Verträge zu besiegeln. Im Laufe des Spätmittelalters und der einsetzenden Renaissance kam die Verwendung von Siegellack in Mode – einer aus Schellack und Terpentin gefertigten Harz-Masse, mit denen sich detailreiche und dauerhafte Siegel stempeln ließen. Portugiesische Kaufleute importierten es damals erstmals aus dem fernen Osten. Manipulationen und Fälschungsversuche lassen sich an Siegellack deutlich leichter nachweisen. Es ist härter und dauerhafter als Siegelwachs. Siegellack kann über einer offenen Flamme oder auf einem Schmelzlöffel langsam erhitzt werden, bis es sich gießen lässt. Der Siegelring muss vor dem Eindruck in die heiße Masse angehaucht oder befeuchtet werden. So wird verhindert, dass Materialrückstände in der Form verbleiben.
Es ist unklar, wann genau Siegel und Siegelring ihre Bedeutung für die Beglaubigung von Dokumenten verloren. Vermutlich löste die handschriftliche Signatur das Siegel zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert nach und nach ab. In diesen Jahrhunderten lernten mehr Menschen Lesen und Schreiben als je zuvor – eine Grundbildung kam allmählich auch ärmeren Schichten zu. Siegelringe wurden also immer weniger funktionell eingesetzt, behielten jedoch ihren Status als Schmuck.
Im 18. und 19. Jahrhundert führten Bewegungen wie der Historismus zur Rückbesinnung auf frühere Zeiten. Siegelringe wurden wieder verstärkt als Familiensymbol getragen. Da Rang und Name nicht mehr nur dem Geburtsadel zustand, stiegen zahlreiche neue Familien zu Ruhm und Reichtum auf und ließen sich eigene Familienwappen entwerfen. Auch weniger gut betuchte Familien leisteten sich mitunter einen einzelnen Siegelring. Dieser wurde dann an die jeweils nächste Generation vererbt.
Aus dieser Zeit stammen auch viele Ringe, die kunstvoll aus Muschelkalk, Achat oder Korallen geschnitzte Gemmen oder Kameen trugen. Dabei handelt es sich um reine Zier-Ringe, welche von den Siegelringen abstammen, jedoch nicht zum Stempeln von Siegellack geeignet sind. Da wir mit kunstvollen Landschafts- oder Tierbildern verzierte Schmuckringe bereits aus Antike und Mittelalter kennen, ist davon auszugehen, dass der offizielle Siegelring seit jeher von modischen Imitationen begleitet wurde.
Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde das Prinzip des Siegelrings als sichtbares Identifikationsabzeichen auf andere Bereiche ausgedehnt. Wir finden Siegelringe beispielsweise beim Militär – die Ringe werden für Crewmitglieder von Marineschiffen geprägt oder für die Teilnahme an Nato-Einsätzen verliehen. Bei Militärringen steht vor allem die Symbolik im Vordergrund. Die Ringe sind meist aus günstigeren Materialien wie Silber oder Edelstahl gefertigt.
Aus dem US-Sport kennen wir die Verleihung von Siegelringen an Spieler, die mit ihrer Mannschaft die jährlichen Meisterschaften gewannen. Diese Meisterschaftsringe sind oft sehr prunkvoll und auch mit facettierten Edelsteinen besetzt, womit sie im Grunde keine echten Siegelringe mehr sind. Ein Super-Bowl-Ring kann in der Herstellung mehrere tausend Dollar kosten und besitzt aufgrund seiner Symbolkraft einen hohen ideellen Wert. Einige Football-Spieler haben ihre Ringe für sechsstellige Beträge versteigert.
Der berühmteste Siegelring? Der Fischerring des Papstes
Seit dem 14. Jahrhundert trägt jeder Papst einen Siegelring als Amtsring. Der sogenannte Fischerring trägt seinen Namen, weil sein Siegel als Abbildung des Apostels Petrus gestaltet ist. Petrus war selbst Fischer und gilt als erster christlicher Bischof. Der Papst dagegen soll keine Fische, sondern Menschen „angeln“ und diese für die Kirche gewinnen. Noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Fischerring zum Besiegeln von Dokumenten genutzt. Heutzutage handelt es sich nur noch um einen symbolischen Amtsring.
Jeder Papst erhält einen neuen Fischerring. Traditionell wurden die alten Ringe nach dem Tod ihres Trägers rituell mit einem Silberhammer zertrümmert. Heute reicht es auch, das päpstliche Siegel zu durchtrennen, um den Ring selbst als Andenken zu erhalten. Der Fischerring ist der Ring, den gläubige Christen küssen, wenn sie vor dem Papst niederknien.
Was bedeuten Siegelringe heutzutage?
Als Siegelringe bezeichnen wir heute nicht nur die tatsächlich mit eingravierten Stempeln versehenen Exemplare, sondern auch Schmuckringe, die wie Siegelringe gestaltet sind. Auf diesen Schmuckstücken sind häufig flach geschliffene Edelsteine oder Lagensteine wie Karneol, Lapislazuli oder Onyx gefasst. Diese Ringe besitzen mächtige Ringköpfe, auf denen das farbige Feld ihres Edelsteins hervorragend zur Geltung kommt. Als Blickfang stehen diese Siegelringe ihren historischen Vorbildern in nichts nach. Das gilt besonders, wenn sie aus kostbaren Goldlegierungen gefertigt sind.
Natürlich besteht in manchen Fällen die Möglichkeit, auch diese Schmuckringe mit einer Gravur zu versehen. Doch das Gravurhandwerk wird von einer schwindenden Anzahl von Experten, welche die Schmucksteine bearbeiten können, ausgeübt. Wenn Sie einen Stempel auf Ihrem Siegelring wünschen, bietet sich womöglich eher ein „Blanko-Exemplar“ aus reiner Silber- oder Goldlegierung ohne Edelstein an. Reine Schmuck-Siegelringe weisen jedoch oftmals alternative Verzierungen als Ergänzung zu ihrem Haupt-Stein auf. So werden gelegentlich Diamanten oder andere facettierte Edelsteine als Kontrastpunkt in die Oberfläche eines Lagensteins eingesetzt.
Auch moderne Siegelringe sollen Aufmerksamkeit erregen und den individuellen Charakter der Trägerin oder des Trägers unterstreichen. Sie sind jedoch mehr Accessoire als Rangsymbol – Status verkörpert ein kostbarer Gold-Siegelring natürlich wie eh und je. Beachten Sie, dass ein solcher Ring eine große optische Wirkung hat und am besten allein zur Geltung kommt. Falls Sie weitere Ringe zum Siegelring tragen möchten, empfehlen sich zartere Stücke, welche ihm die Bühne nicht streitig machen. Es erfordert starke, exzentrische Charaktere, um mehr als einen Siegelring mit Stil zu tragen – so scheut sich der bekannte US-Schauspieler und Ex-Wrestler „Mr. T“ nicht, einen wuchtigen, goldenen Siegelring auf jeden einzelnen Finger zu stecken.
Siegelringe bei Vom Feinsten in Buxtehude kaufen
Wenn Sie selbst moderne Siegelringe als Schmuck tragen wollen, sollten Sie uns in der Langen Straße 5 in Buxtehude besuchen kommen. In unserem Juweliergeschäft Vom Feinsten zeigen wir Ihnen gern einige beeindruckende Exemplare aus Gelbgold, Rotgold oder Weißgold.
Sie besitzen selbst einen Siegelring, den Sie nicht tragen, geerbt, geschenkt bekommen oder beim Renovieren gefunden haben? Wir kaufen Ihnen dieses Schmuckstück gern ab, sofern es aus Edelmetall gefertigt ist. Siegelringe, die wir selbst weiterverkaufen können, sind uns dabei deutlich mehr als das reine Material wert. Wir zahlen Ihnen den Betrag bar aus oder rechnen diesen auf einen Kauf bei uns im Geschäft an. Siegelring oder andere Ringe – bestimmt führen wir Schmuck nach Ihrem Geschmack.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!