Juli 2023
Edelsteinfassung – Edelsteine tragbar und sichtbar machen
Die Edelsteinfassung beschreibt die Art und Weise, wie geschliffene Edelsteine an einem Schmuckstück befestigt werden. Moderne Fassungen für Edelsteine sind filigrane Kunstwerke aus feinsten Golddrähten, Reifen oder Ringen, welche die Steine nicht nur stabil und unverrückbar festhalten, sondern auch ihre Leuchtkraft, Brillanz und Farbe optimal zur Geltung bringen. Edelsteinfassungen zu fertigen, erfordert ein hohes Maß an Schmiedekunst und Feinmotorik. Die Anfertigung dieser Fassungen ist eine so feine Detailarbeit, dass sich der Beruf des Edelsteinfassers (Sertisseur) als eigene Facette der Juwelierszunft etabliert hat.
Ursprünge der modernen Edelsteinfassungen
Sowohl in der Antike als auch im späteren Mittelalter war Italien lange Zeit ein kultureller Mittelpunkt der westlichen Welt. Während simple Metallbänder als Fassungen für Juwelen auch aus Hochkulturen wie dem alten Ägypten oder Griechenland bekannt sind, wurden die ersten „modernen“ Edelsteinfassungen im 15. Jahrhundert in Italien angefertigt.
Im Hochmittelalter bestand der italienische Stiefel aus einem Konglomerat von Stadtstaaten, welche um den Vatikanstaat angeordnet waren. Der römische Klerus der damaligen Zeit trug seinen Prunk gern offen zur Schau. Schmuck mit kostbaren Edelsteinen war primär hohen geistlichen Würdenträgern, reichen Kaufleuten sowie dem Adel vorbehalten. In prosperierenden Städten wie Mailand, Florenz oder Venedig entstanden einige der berühmtesten Manufakturen des europäischen Mittelalters, um die exklusiven Wünsche der wohlhabenden Kundschaft zu erfüllen.
Aus der Zeit zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert stammen auch einige der ersten aufwändigeren facettierten Edelsteinschliffe. Die sogenannten Altschliffe brachten Tafelsteine und Spitzsteine mit einer zunehmenden Anzahl an Facetten hervor. Diese wiesen zunächst viereckige, später achteckige Rundisten auf. Neben spitz zulaufenden Edelsteinen wurden auch facettierte Steine mit flacher Unterseite geschliffen – der Rosenschliff ist das bekannteste Beispiel. Facettenschliffe boten Juwelieren neue Möglichkeiten, Edelsteine zu fassen, stellten sie jedoch auch vor neue Herausforderungen.
Die Fassung muss den Edelstein zur Geltung bringen
Facettierte Edelsteine lassen das Licht tief in ihr Inneres fallen, wo es von den zahllosen Flächen reflektiert und gebrochen wird. Die Strahlkraft transparenter Edelsteine entfaltet sich umso stärker, je mehr Licht den Stein erreicht. Deshalb darf die Edelsteinfassung nicht zu viel von seiner Oberfläche verdecken. Einfacher ist es mit undurchsichtigen Edelsteinen, welche meist rund oder als Cabochon geschliffen werden. Derartige Steine lassen sich auch in Fassungen setzen, in denen sie nur von oben dem vollen Licht ausgesetzt sind.
Ohnehin spielt die Blickrichtung eine sehr wichtige Rolle für die Komposition von Edelsteinschmuck und dessen Fassungen. Der einzelne Brillant auf einem Solitär-Ring soll beispielsweise von allen Seiten betrachtet werden. Sind mehrere Edelsteine – oft in verschiedenen, kontrastierenden Farben – miteinander auf ein Schmuckstück gefasst, entfaltet sich ihre volle Wirkung in der Sicht von oben.
Eine der ältesten Fassungen, welche sowohl facettierten als auch abgerundeten Edelsteinen gerecht wird, ist die Zargenfassung. Diese Fassung entstand aus der Tradition, Edelsteine mit Metallbändern zu umfassen. Bei der Zargenfassung wird ein Metallring von oben auf den Stein gelegt, um dessen äußerste Ränder zu fixieren. Der Edelstein selbst ruht dabei auf einem kleinen Podest – der Zarge – welches ihn ein Stück über das Schmuckstück hinaushebt. Edelsteine, deren Schliff ihnen eine gewölbte Oberseite verleiht, werden so immer noch gut vom Licht erfasst.
Edelsteinfassungen sind immer Teil des Gesamtkunstwerks und bestehen meist aus der gleichen Edelmetalllegierung wie der Rest des Schmuckstücks. Fassungen, die einen sichtbaren Rahmen um ihren Stein ziehen, bieten einen Kontrast zu dessen Farbe und Beschaffenheit. Sie lenken den Blick auf den Edelstein in ihrem Zentrum und umgrenzen seinen Wirkungsbereich, ähnlich wie ein Bilderrahmen sein Motiv umgibt. Andere Edelsteinfassungen sollen dagegen möglichst wenig zu sehen sein. So dürften zwischen Hochmittelalter und Renaissance die ersten Krappenfassungen entstanden sein – feine Drähte aus Gold oder Silber, welche einen Edelstein wie Krallen festhalten.
Krappen- oder Krallenfassungen sind ideal, um facettierte Edelsteine zu fassen. Ihre Drähte werden so um den Stein gelegt, dass sie die Oberflächen der Facetten im Bereich der Rundiste „greifen“. Jeder Draht ist umgebogen, sodass eine abgerundete Spitze entsteht. Wie viele dieser „Krallen“ nötig sind, um einen Edelstein sicher am Platz zu halten, hängt von dessen Größe sowie der Anzahl seiner Facetten ab. Oft reichen bereits vier Krappen, gelegentlich sind auch bloß drei oder gar sechs oder mehr dieser Verankerungen zu finden. Krappenfassungen machen fast die komplette Oberfläche eines Edelsteins sichtbar. Sie sind besonders beliebt, um Diamanten zu fassen, vor deren funkelnder Strahlkraft sie praktisch unsichtbar werden. Gelegentlich wählen Edelsteinfasser jedoch auch bewusst dicke und auffällige Krappen, um ein Juwel gezielt zu akzentuieren.
Die Krappenfassung gehört zu den vielseitigsten Edelsteinfassungen, welche sich an verschiedenste Steine anpassen lassen. Sie hat sich im Laufe der Zeit kaum verändert. Der technische Fortschritt machte die Entwicklung neuer, komplizierterer Fassungen möglich. Da sich mit dem einsetzenden 20. Jahrhundert erstmals auch eine größere Menge von Menschen kostbaren Schmuck leisten konnte, wuchs auch die Nachfrage nach neuen Schmuck-Varianten.
So wurden Spannfassungen oder Kanalfassungen entwickelt, welche ihre Edelsteine nur durch die Spannung des Materials am Platz halten. Bei der Kanalfassung liegen die Steine zwischen zwei Metallschienen, welche von oben und unten Druck ausüben. Die Spannfassung wird dagegen meist bei Ringen benutzt – hier wird der Edelstein in eine Lücke im Ring gesetzt, sodass die beiden Ringenden ihn nur durch die Spannung der Ringschiene festhalten. Ein Spannring sieht deshalb aus, als würde sein Edelstein zwischen den Ringenden schweben.
Verschiedene Arten von Edelsteinfassungen erkennen
Welche Fassungen hat Ihr Schmuck? Oft lässt sich bereits mit dem bloßen Auge erkennen, wie ein Edelstein gefasst ist. In anderen Fällen braucht es ein wenig Erfahrung, um die Feinheiten ähnlicher Fassungen zu unterscheiden. Es kann auch vorkommen, dass mehrere verschiedene Edelsteinfassungen auf einem einzelnen Schmuckstück angebracht werden. Wenn Sie wissen möchten, wie die Edelsteine auf Ihren Schmuckstücken gefasst sind, finden Sie in der folgenden Liste Beschreibungen der beliebtesten Edelsteinfassungen, um Ihnen die Identifikation zu erleichtern.
- Zargenfassung: Die Zargenfassung ist leicht an dem abgeflachten Rahmen zu erkennen, welcher als Halterung über den Edelstein gelegt ist. Oft handelt es sich dabei um einen kreisrunden Ring, doch Zargenfassungen können auch oval oder eckig sein. Der Rahmen passt sich dem Stein an. Bei sehr durchsichtigen Steinen ist womöglich auch die eigentliche Zarge zu sehen, welche als Podest unter dem Edelstein liegt. Auf jeden Fall ragt diese Fassung immer ein Stück über das Schmuckstück – zum Beispiel den Kopf eines Rings – hinaus.
- Krappenfassung: Ist ein Stein auch von den Außenseiten gut zu sehen, befindet er sich vermutlich in einer Krappenfassung. Deren kleine Drähte sollten aus der Nähe vor allem bei einem einzelnen Edelstein gut zu erkennen sein, solange es sich nicht um ein besonders winziges Exemplar handelt. Bei zahlreichen Edelsteinen – vor allem, wenn sie sehr klein sind – kann es etwas schwieriger sein, die Krappen zu erkennen. Doch an den Seiten der Edelsteine sollten die umgebogenen Enden der Krallen in der Aufsicht wie winzige schimmernde Pilzköpfchen zu sehen sein.
- Chatonfassung: Diese Fassung ist ein Sonderfall und für Laien schwer zu erkennen, weil sie die Attribute von Zargen- und Krappenfassungen vereint. Achten Sie darauf, ob neben dem feinen Metallring auch noch die Drähte von Krappen zu sehen sind.
- Kanalfassung: Diese Fassung zieht sich als Vertiefung – wie ein Kanal – oft über ein langes Stück der Oberfläche von Ringen oder Armreifen, findet sich jedoch auch auf anderen Schmuckstücken. Die Edelsteine werden nebeneinander in die Kanalfassung eingebettet und von deren Metallschienen von oben und unten gehalten.
- Balkenfassung: Die Balkenfassung nutzt das gleiche Prinzip wie die Kanalfassung, bloß dass die Metallschienen hier zwischen den Edelsteinen liegen und diese von den Seiten halten. Die Balkenfassung ist vor allem auf Ringen beliebt und sorgt dafür, dass noch mehr Licht in die Steine fallen kann.
- Spannfassung: Diese Fassung zeichnet sich dadurch aus, dass ein Edelstein scheinbar schwebend zwischen zwei sich gegenüberliegenden Ringschienen oder den Enden einer unterbrochenen Ringschiene befestigt wird. Allein die Spannung der Ringenden hält den Stein – es sind keinerlei andere Befestigungen vorhanden.
- Eingeriebene Fassung: Bei der Fertigung dieser Fassung werden die Edelsteine regelrecht in das Material hineingerieben. Die Steine werden dazu in passende Vertiefungen in der Edelmetalloberfläche eingelassen. Dann wird das umgebende Gold oder anderes Edelmetall um die Edelsteine herum angepresst. Das Ergebnis ist ein absolut sauberer Übergang zwischen Edelstein und Schmuckstück, der es aussehen lässt, als würden die Steine im Edelmetall schwimmen.
- Pavé-Fassung: Diese Fassung ist sehr aufwändig und komplex. Sie wird gewählt, wenn viele Edelsteine wie das Pflaster (Pavé) eines öffentlichen Platzes nebeneinander gelegt werden sollen. So lassen sich bezaubernde Mosaike und Muster schaffen oder zahlreiche Diamanten so anordnen, dass sie wie ein einzelner, großer Stein aussehen. Die Edelsteine werden dafür dicht an dicht in winzige Kerben im Edelmetall gesetzt. Die Zwischenräume zwischen den Steinen werden mit kleinen Kügelchen gefüllt. Diese sogenannten Körner sind auch der einzige Bestandteil der Pavé-Fassung, welchen Sie sehen können, wenn Sie von oben auf das Schmuckstück schauen. Womöglich benötigen Sie dafür eine starke Lupe, denn die Körner sind wirklich klein.
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