Fabergé-Eier – die kostbarsten Ostereier der Welt
März 2021
Fabergé-Eier – die kostbarsten Ostereier der Welt
Ostern steht vor der Tür. Für einen Gold-Blog die geeignete Zeit, sich mit dem wohl kostbarsten Ostergeschenk aller Zeiten zu befassen: dem Fabergé-Ei. Oder besser gesagt, den Fabergé-Eiern, denn inzwischen existieren zahlreiche dieser Kleinode, die als Beispiel für außergewöhnliche Schmuckhandwerkskunst zu einem Symbol für Luxus und Status ohnegleichen geworden sind. Alles begann 1885 mit einem Geschenk des russischen Zaren Alexander III. an seine Gattin.
Der Ursprung des Fabergé-Eis – Ostereier der Oberschicht
Die Tradition, sich zu Ostern mit bemalten und geschmückten Eiern zu beschenken, ist in Russland besonders tief verwurzelt. Für die russische othodoxe Kirche ist Ostern das höchste aller Feste. Mit dem Erstarken einer bürgerlichen Oberschicht neben dem Adel nahm dieses Ostergeschenk die Form eines Statussymbols ein. Wer Geld hatte, wollte dies auch zeigen und gab sich nicht mehr mit bemalten Hühnereiern zufrieden. Künstler wurden mit der Fertigung von Ostereiern aus Holz, Glas, Porzellan oder Metall beauftragt – je nachdem, was man sich leisten konnte. Nach Art der russischen Matroschka-Puppen waren manche dieser Eier aufklappbar und enthüllten kleine Figuren oder andere Kunstwerke im Inneren. Auch die meisten Fabergé-Eier tragen solche Überraschungen in sich.
Wenn bereits Bürgerliche mit diesen extravaganten Geschenken glänzen konnte, musste das Herrschaftshaus natürlich zu noch kostbareren Materialien greifen. Gold, Silber, Diamanten und andere Edelsteine zieren die Prunkeier, die von verschiedenen Zaren zwischen 1885 und 1917 verschenkt wurden. Den Anfang machte Zar Alexander III. zu Ostern 1885. Er beauftragte den angesehenen Sankt Petersburger Goldschmied Peter Carl Fabergé, ihm ein kostbares Prunkei aus purem Gold anzufertigen. Dieses Geschenk gefiel seiner Gattin so gut, dass sie auch in den kommenden neun Jahren stets mit einem neuen „Fabergé-Ei“ beschenkt wurde. Eine Tradition, die spätere Zaren fortführen sollten. Doch das erste Fabergé-Ei für die Zarin Alexandra Fjodorowna sollte stets eine Sonderstellung behalten.
Das Erste Hennen-Ei
Nur 6,4 Zentimeter hoch, ist das sogenannte Erste Hennen-Ei ein Meisterwerk der Schmuckhandwerkskunst. Von außen sieht es aufgrund seiner weißen Emaillierung tatsächlich wie ein Hühnerei aus. Klappt man es auf, offenbart sich das goldene Innere. Im Ei befanden sich eine Goldkugel, die in ihrem Inneren wiederum eine Henne aus Vierfarbgold trug. Auch die Henne lässt sich öffnen. Einst befanden sich darin ein Rubin-Anhänger sowie eine diamantbesetzte Miniatur-Krone. Doch die Krone ging später verloren und ist bis heute verschollen.
Was sind Fabergé-Eier wert?
Insgesamt schuf Fabergé 52 Eier für das Herrschaftshaus sowie sieben „Kelch-Eier“ für den Adligen Alexander Kelch und vier weitere Eier für Adlige und Industrielle, die dem Zaren nacheiferten. Die Kunstfertigkeit der verantwortlichen Juweliere und Goldschmiede ist unfassbar. Betrachtet man die filigranen Verzierungen und die teils winzigen Miniaturen und Überraschungen im Inneren der Eier, kommt man ins Staunen. Jedes neue Ei steckte voller Innovationen, liebevoller Details und kreativer Ideen. Häufig wurden die Prunkeier mit Uhren versehen, sodass sie auch einen praktischen Nutzen als Tischuhren erhielten. Mit zunehmendem Ruhm stieg schließlich auch der Preis der Fabergé-Eier ins unermessliche.
Mit dem Untergang des Zarenreichs in der Oktoberrevolution von 1917 ging auch die Ära der Fabergé-Eier zu Ende. Ein Großteil der Zarenfamilie wurde von Revolutionären ermordet. Nur der Mutter des letzten Zaren gelang mit dem St.-Georgs-Orden-Ei – einem der jüngsten Exemplare – die Flucht ins dänische Exil. Alle anderen Fabergé-Eier wurden im Namen der Revolution beschlagnahmt und zu deren Finanzierung nach und nach verscherbelt. Eine große Zahl von Eiern wurde von westlichen Geschäftsleuten und Kunsthändlern gekauft. Sechs der einzigartigen Kunstwerke gingen in den Wirren der Geschichte verloren.
Ein echtes Fabergé-Ei können sich heutzutage nur die reichsten Sammler leisten. Auf Auktionen werden – oft auch von anonymen Bietern – enorme Summen gezahlt. Zum Beispiel erwarb der russische Milliardär Alexander Iwanow 2007 das Rothschild-Ei für 12,5 Millionen Euro. Das Ei wurde 1902 im Privatauftrag gefertigt und befand sich bis 2007 im Besitz der Familie Rothschild. Das rosafarbene, goldbesetzte Ei trägt eine Uhr an der Vorderseite und trägt im Inneren einen mechanischen Hahn, der sich bewegen und für 15 Sekunden „singen“ kann. Oft sind es russische Oligarchen, welche die alten Schätze ihrer Heimat wieder zusammenkaufen. Wiktor Wekselberg erstand 2004 gleich zehn Fabergé-Eier für rund 100 Millionen Dollar.
Wo sind die kaiserlichen Fabergé-Eier heute?
Nach wie vor sind sechs der ursprünglichen 52 Fabergé-Eier der Zarenfamilie verschollen. Ob diese in geheimen Privatsammlungen vor sich hinschlummern, zerstört sind oder eines Tages wieder auftauchen, ist ungewiss. Vermisst werden bis heute:
- Ei mit Henne im Korb: Das zweite jemals gefertigte Fabergé-Ei. Es ist nur noch bekannt, dass es wie eine goldene Henne gestaltet war, die ein goldenes Körbchen im Inneren trug.
- Engel-mit-Wagen-Ei: Auch als Cheruben-Ei bekannt – das 1888 geschaffene Ei soll sich auf einer Kutsche befunden haben, die von einem Engel gezogen wurde.
- Nécessaire-Ei: Das edelsteinbesetzte Ei enthielt ein Miniatur-Toilettenartikelset für Damen.
- Malvenfarbenes Ei mit drei Miniaturen: nur die Überraschung in Form eines aufklappbaren Herzens mit verzierten Portraits der Zarenfamilie ist noch erhalten.
- Königlich Dänisches Ei: Eines der größten Fabergé-Eier. Es ist mit reichhaltigen Ornamenten aus Gold und Edelsteinen verziert und steht auf einem mächtigen, vergoldeten Sockel.
- Alexander III. Gedenk-Ei: Geschaffen zum Gedenken des Zaren, der die Fabergé-Ei-Tradition begründete. Dunkelblaue Emaille symbolisiert die liebste Uniformfarbe Alexanders. Ein Diamant auf der Spitze sowie diamantene Bänder und Segmente zieren das verschollene Ei.
Alle anderen Fabergé-Eier befinden sich in Privatsammlungen oder im Besitz von Museen. Die größten Sammlungen besitzen die Rüstkammer des Moskauer Kremls (zehn Eier) und das Fabergé-Museum in Sankt Petersburg (neun Eier). Letztere Ausstellung besteht aus den vom Sammler Wiktor Wekselberg zusammengetragenen Eiern. Auch das Hennen-Ei ist in Sankt Petersburg ausgestellt. Dem Milliardär gehört außerdem das Marlborough-Ei. Dieses Exemplar von 1902 ist das erste Fabergé-Ei, das im Privatauftrag hergestellt wurde. Es ist aus Gold, Diamanten und roséfarbener Emaille gefertigt, durch welche das Licht hindurchschimmert.
Die größte Sammlung außerhalb Russlands besitzt das Virginia Museum of Art in den USA mit fünf Eiern. Drei weitere Fabergé-Eier sind im Besitz der britischen Königin Elisabeth II. Die begeisterte Sammlerin von Fabergé-Kunstwerken besitzt das Blumenkorb-Ei, das Mosaik-Ei und das Kolonnaden-Ei, eine wie ein antiker Tempel gestaltete Rotationsuhr, die ein Emaille-Ei als Dach trägt.
Das einzige Fabergé-Ei, das in Deutschland bestaunt werden kann, wird im Fabergé Museum in Baden-Baden ausgestellt. Es handelt sich dabei um das Birken-Ei von 1917. Dieses Ei wird auch „das Unvollendete“ genannt, weil es nach der Revolution nicht mehr an den einstigen Zaren ausgeliefert werden durfte.
Gibt es neue Fabergé-Eier?
„Echte“ Fabergé-Eier wurden nach der Russischen Revolution von 1917 nicht mehr geschaffen. Zwischen 1989 und 2009 erhielt die Pforzheimer Manufaktur Victor Mayer die Erlaubnis, Schmuckobjekte mit dem Fabergé-Siegel zu fertigen. Bis heute hält die Manufaktur traditionelle Schmuckhandwerkstechniken am Leben. Den extremen Wert der historischen Vorbilder erreichen die neuen Fabergé-Eier zwar nicht – in der Handwerkskunst stehen sie ihnen in nichts nach. Victor-Mayer-Fabergé-Eier liegen preislich für gewöhnlich im soliden fünfstelligen Bereich.
Imitate und Kopien werden natürlich zuhauf in Souvenirläden oder Online-Shops angeboten. Diese nachgemachten Fabergé-Eier reichen in der Qualität von billigem Plastik bis zu professionell gefertigten Schmuckobjekten. Wer sich also einen Hauch von Luxus auf den Schreibtisch oder in die Vitrine holen will, wird auch fündig, ohne Millionär zu sein. Doch die echten Fabergé-Eier werden wohl für immer ein Unikat der Schmuckgeschichte bleiben.
In diesem Sinne: Frohe Ostern!